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Persönliche Erinnerungen vom Kernunglück in Tschernobyl

Gestern, am 26.04.2016, jährte sich die Katastrophe von Tschernobyl zum dreißigsten Mal. Wir haben Personen befragt, die zum damaligen Zeitpunkt zwischen 33 und 50 Jahre alt waren.

„Eine Freundin war zu dem Zeitpunkt schwanger. Wir hatten tierische Angst, haben die Nachrichten ständig verfolgt und gehofft „bloß keine Ostwinde“. Wir wussten nicht, was wir machen konnten und eigentlich konnten wir auch nichts machen. Wir waren total machtlos. Was bis heute geblieben ist: „Bloß keine Pilze aus dem Osten essen“, da man sagte, dass gerade Pilze die Strahlung ‚gut‘ aufnehmen.“

„Die Katastrophe war schlimm; das habe ich größtenteils schon verdrängt. Trotzdem war es weit weg, ähnlich wie Fukushima vor fünf Jahren. Aber für die betroffenen Menschen ist es natürlich grausam. Die Umwelt ist für eine lange Zeit verpestet. Die Spätfolgen sind kaum absehbar. Ein Atomunglück kann man einfach nicht kontrollieren. Nicht auszudenken, welche Auswirkungen wir vor Ort hätten, wenn etwas in Belgien passiert.“

„Man wusste, dass Atomkraft seine Gefahren birgt. Das Unglück war dann aber doch überraschend. Kinder sollten nicht mehr draußen spielen und das Gemüse aus dem Garten sollte nicht mehr gegessen werden, da es möglicherweise kontaminiert war. Sonst gab es aber keine großen Auswirkungen bei uns. Das wäre natürlich anders, wenn die Atomkraftwerke in Belgien z.B. durch einen Terroranschlag beschädigt werden.“

In den 80er Jahren galt Tschernobyl als Musteranlage und trotzdem ist die Geschichte des Kraftwerks durchzogen von Unfassbarkeiten:

  • Ein Unfall im Jahr 1982, bei dem erhebliche Mengen Radioaktivität austraten,
  • der Super-Gau im Jahr 1986,
  • der weitere Bau der Blöcke 5 und 6 bis ins Jahr 1988,
  • eine Wasserstoffexplosion gefolgt von einem Großbrand im Jahr 1991,
  • das Weiterbetreiben von Block 3 bis zum Jahr 2000(!).

Erst im Jahr 2008 wurde der letzte Kernbrennstoff entfernt und die Atommüll-Verarbeitungsanlage in Betrieb genommen. Denn erst dann wurde damit begonnen, die kontaminierten Teile für die Endlagerung vorzubereiten.

Was man heute noch für sicher hält, kann schon morgen zum Super-GAU führen. Da hilft nur der Wechsel zu 100%igen Ökostromanbietern.