
Bonn versus Shell
Wenn Shell in der Arktis bohrt, werden sie irgendwann dort Öl wegwischen müssen. Greenpeace-Aktivisten sammeln daher für einen riesigen Lappen. In Bonn und in über 50 weiteren Städten in ganz Deutschland, waren deshalb am Anfang Juli zahlreiche Aktivisten unterwegs. Darüber hinaus war das Greenpeace-Schiff Beluga II anlässlich der Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees für eine Woche in Bonn, da die Shell-Bohrungen auch das Weltnaturerbe Wrangel-Insel gefährden.

Vor Ort sammelten die Aktivisten Stoffreste für den größten Putzlappen der Welt. Passanten konnten ihre persönliche Botschaft an den Ölkonzern Shell auf die Stoffreste schreiben. Tausende Lappen werden dann bald zu einem riesigen Feudel zusammengenäht und Shell übergeben. Absurd? Ja, gewiss. So absurd wie der Glaube, die Arktis könne im Falle eines Ölunfalls wieder gesäubert werden. Trotzdem will Shell in diesem Jahr vor der Küste Alaskas erneut nach Öl suchen. Der genehmigte Zeitraum für die Bohrungen hat am 1. Juli begonnen. Die Bohrinsel Polar Pioneer sowie das Bohrschiff Noble Discoverer sind auf dem Weg nach Norden zur Tschuktschensee. Die Unesco zieht die Bremse Auch das Unesco-Welterbekomitee fordert von der US-amerikanischen Regierung einen Stopp der geplanten Bohrungen vor Alaskas Küste: Zunächst müssten eventuelle Auswirkungen eines Ölunfalls auf das nah gelegene Naturreservat Wrangel-Insel in der russischen Arktis vollständig erfasst und dem Komitee vorgelegt werden, hieß es am 1. Juli auf der Welterbekonferenz in Bonn. Die Wrangel-Insel gilt als Arche Noah der Arktis und ist eine wichtige „Eisbären-Kinderstube“. 2004 wurde sie in die Liste der UNESCO-Weltnaturerbestätten aufgenommen. Sollte es bei Shells Ölbohrungen zu einem Unfall kommen, könnte das Öl innerhalb weniger Wochen die Küsten der Insel erreichen.
Unfallrisiko: 75 Prozent
Sollte der Konzern Öl finden und fördern, ist mit 75-prozentiger Wahrscheinlichkeit mit mindestens einem schweren Unfall zu rechnen. Davon gehen die Fachleute der US-Behörde Bureau of Ocean Energy Management aus – derselben Behörde, die Shells Probebohrungen genehmigt hat. Schon diese Probebohrungen gefährden tausende Wale und Robben, denn seismische Tests, Bohrungen und Eisbrecher führen zu einer enormen Lärmbelastung. Der riesige Feudel der Greenpeace-Aktivisten soll Shell daran erinnern, was dann fällig wird. Wer sich an der Putzlappen-Aktion beteiligen möchte, kann seinen Stoffrest noch bis zum 31.08.15 per Post einschicken: Greenpeace e.V., Stichwort „Arktis-Putzlappen“, Rethedamm 8, 21107 Hamburg.